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Indikatoren der Macht der Banken
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Indikatoren der Macht der Banken
Um die Frage nach der Macht der Banken in Europa überhaupt beantworten zu können, ist es zunächst notwendig sinnvolle Indikatoren festzulegen, die als Kriterien für eine solche Beurteilung dienen können.
Die Aufgabe dieses Textes ist nun der Versuch eben dieses zu tun. Die Indikatoren werden entsprechend herausgearbeitet und dargestell
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Die zentrale Rolle der Banken innerhalb einer Marktwirtschaft
Die Ökonomien Europas sind heute mit Ausnahme Weißrusslands gänzlich marktwirtschaftlich und damit geldwirtschaftlich organisiert. Ein Blick in die basale Wirtschaftstheorie für solche Volkswirtschaften zeigt die zentrale Rolle, welche die Banken als »Vermögensänderungspol« in ihnen spielen.
Neben den Haushalten, den Unternehmen, dem Staat und dem Ausland sind die Banken ein Kernbestandteil des modernen Kreislaufkonzepts der Ökonomie. In dieser abstrahierenden Kreislaufanalyse und -darstellung treten Banken bereits auf einer ausgesprochen frühen Ebene auf, früher als es etwa der Staat tut. Wirtschaftshistorisch lässt sich diese Reihenfolge mit Sicherheit nicht rechtfertigen. Und es stellt sich die Frage, ob dieser Sachverhalt schlicht auf die ideologische Wertschätzung des Banksystems durch die marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftswissenschaften zurückführen ist? Sicherlich lässt sich dieser Vorwurf alleine schon auf Grund des Einflusses der Theorien von wirtschaftsliberalen wie Hayek und Milton Friedman auf die Wirtschaftswissenschaften nicht gänzlich ausschließen.
Aus der Logik der Wirtschaftswissenschaften ist aber ein anderer Grund dafür verantwortlich. Die Banken bündeln nämlich die Ersparnisse der Haushalte an einem Ort. Die Unternehmen können nun über die Banken auf diese Ersparnisse zurückgreifen als Finanzierungsquelle für ihre Investitionen. Da unter diesen Umständen kein erspartes Geld unterm Kopfkissen verschwindet und damit dem Wirtschaftskreislauf für unbekannte Zeit entzogen wird, um ihn dann plötzlich wieder zugeführt zu werden, ist die Wirtschaft wesentlich stabiler und berechenbarer.
Auch wenn diese Darstellung an dieser Stelle sehr vereinfachend ist, zeigt sie doch eins, damit eine geldwirtschaftlich organisierte Marktwirtschaft überhaupt funktionieren kann, muss im Grunde jede natürliche und juristische Person als Unternehmung bzw. Privatperson an dieses System, in dessen Zentrum die Bank als Intermediär steht, angeschlossen sein
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Links:
Wikipedia: Wirtschaftskreislauf
Grundlagen einer Volkswirtschaft - Weitere Ausführungen zum Wirtschaftskreislauf
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Geldwirtschaft
Für die Zentrale Rolle der Banken im Wirtschaftssystem spielt es natürlich eine entscheidende Rolle, dass wir in einer Geldwirtschaft leben. In dieser ist Geld das zentrale und konkurrenzlose Transaktionsmedium für nahezu alle Wirtschaftshandlungen. Ohne den Zugang zu Geld ist eine Person aus diesen Grund aus dem sozialen Raum eigentlich exkludiert. Deshalb ist es für alle Personen von extremer Wichtigkeit einen solchen Zugang im ausreichenden Maß zu besitzen.
Gerade hier spielen nun Banken eine durch die ständige Ausweitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und der damit immer weitergehenden Abstraktion der Geldwirtschaft eine immer bedeutendere Rolle. Ohne ein Girokonto ist ein bargeldloser Zahlungsverkehr nicht durchführbar. Und ein Girokonto erhält man nur bei einer Bank.
Daraus ergeben sich nun weitreichende Konsequenzen. Die Person, die ein Girokonto eröffnen will, muss empfindliche persönliche Daten an die Bank übermitteln. Gleichzeitig ist die Bank natürlich über die Transaktionen, die mit diesem Konto getätigt werden informiert und das durch die Ausweitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, wo selbst Centbeträge mit Kreditkarte bezahlt werden, immer besser. Aber die Bank kann auch über z.B. die politische Affinität auf Grund von Mitgliedbeiträgen oder Spenden an Parteien oder seine sexuellen Vorlieben auf Grund von Abbuchungen in einschlägigen Gewerbebetrieben informiert sein oder der einer Mietwohnung von der niemand und schon gar nicht der Lebenspartner etwas wissen soll. Die Informationen, welche Banken über die Kontobewegungen ermitteln können, sind schlicht unendlich |
Links:
Philosophie des Geldes - Über die Bedeutung des Geldes in der modernen Gesellschaft
Wikipedia: Geldwirtschaft
Globalisierung der Geldwirtschaft
Geldwirtschaft - Entwicklung - Ein höchst technischer Text über die Entwicklung der Geldwirtschaft
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Größe der Banken
Ein weiterer Indikator für die Macht der Banken neben ihrer zentralen Rolle in der Volkswirtschaft, ist schlicht die Größe dieser Institutionen. Gemessen an der Bilanzsumme, welche hierfür ein völlig hinreichender Indikator ist, gehören sechs europäische Banken zu den zehn größten Banken der Welt:
UBS |
(Schweiz) |
1.120,5 |
in Mrd. USD |
Crédit Agricole |
(Frankreich) |
1.105,4 |
|
HSBC |
(Großbritannien) |
1.034,2 |
|
Deutsche Bank |
(Deutschland) |
1.014,8 |
|
BNP Paribas |
(Frankreich) |
989,0 |
|
Royal Bank of Scotland |
(Großbritannien) |
806,2 |
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Werden diese Bilanzsummen der sechs größten europäischen Banken mit dem BIP verschiedener europäischer Länder (und ausgewählter nicht-europäischer) verglichen, etwas was im Bankensektor Gang und Gebe ist, dann bekommt man eine Vorstellung von der wirtschaftlichen Größe und damit Potenz dieser Unternehmen.
Albanien |
3,6 |
in Mill. |
9,31 |
in Mrd. USD |
Rumänien |
22,3 |
|
80,11 |
|
Irland |
4,1 |
|
204,4 |
|
Griechenland |
10,7 |
|
223,8 |
|
Niederlande |
16,57 |
|
612,7 |
|
Deutschland |
82,4 |
|
2.872 |
|
Spanien |
40,4 |
|
1.084 |
|
Nigeria |
135,0 |
|
83,36 |
|
Brasilien |
190,0 |
|
967 |
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Canada |
33,4 |
|
1.088 |
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Indien |
1.129 |
|
804 |
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Die Zahlen sprechen für sich. Tatsächlich gibt es in Europa nur vier Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien welche ein höheres BIP haben als die Bilanzsumme einer der sechs größten Banken Europas. Im Weltmaßstab sind die Zahlen wie man sehen kann noch deutlicher. Selbst Kanada ein G8-Land hat ein niedrigeres BIP als die beiden größten europäischenn Banken als Bilanzsumme aufweisen
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Quellen:
Top 25 Banken der Welt
CIA World Fact Book
Links:
Thinking big - Über die Tendenz der Banken zur Vereinigung |
Anteile an Aktiengesellschaften
Banken können sich an anderen Unternehmen über Aktienanteile beteiligen, dadurch bekommen sie einen erheblichen Einfluss auf diese Unternehmen und letztlich auch auf die gesamte Ökonomie. Banken besitzen laut Angaben der Friedrich-Ebert-Stiftung über einen erheblichen Aktienanteil an den bedeutenden deutschen Unternehmen (Daten stammen aus dem Jahr 1999). Etwa die Deutsche Bank AG 25 Prozent der Daimler-Benz AG, 10 Prozent an der Allianz Holding AG, 10 Prozent an der Münchener Rückversicherungs AG, rund 10 Prozent an der Continental AG, 10 Prozent an der Hapag Lloyd AG, 10 Prozent an der Heidelberger Zement AG, über 25 Prozent an der Philipp Holzmann AG, über 25 Prozent an der Hutschenreuther AG, über 10 Prozent an der Metallgesellschaft AG, fast 19 Prozent an der Horten AG, 10 Prozent an der Karstadt AG und mehr als 30 Prozent an der Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Wobei die Tendenz dahingeht, dass die Anteile der Banken an den größten börsennotierten Unternehmen grundsätzlich zunehmen. In der Breite nahm sie seit der Senkung des Schachtelprivilegs von 25% auf 10% jedoch ab. |
Quelle:
Beteiligungsbesitz der Banken - Aus einem Tagungsbericht der FES zum Thema
Links:
Wikipedia: Schachtelprivileg |
Das Depotstimmrecht
Das Depotstimmrecht ermöglicht den Banken auf der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft im Namen ihrer Kunden das Stimmrecht auszuüben. Zwar kann der eigentliche Aktionär also der Bankkunde der Bank eine direkte Weisung geben, wie sie für ihn abstimmen soll, allerdings kann er das über eine Pauschalerklärung auch ganz der Bank überlassen. Dies führt dann dazu, dass die Bank auf der Hauptversammlung über das akkumulierte Stimmrecht dieser Kunden verfügt. Dadurch kann sie maßgeblich Einfluss auf die Entscheidungsfindung des Unternehmens nehmen.
Gleichzeitig kann die Bank ihre eigenen Interessen, statt die ihrer Kunden, mit Hilfe dieses Instrumentes verfolgen.
Einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung zitierten Studie der Universität Osnabrück verfügten Banken 1992 über 84,09% der Stimmen bei den größten deutschen Unternehmen in Streubesitz (u.a. Siemens, Volkswagen, Bayer, BASF, Hoechst etc.). Davon entfielen 60,95% auf die akkumulierten Stimmen des Depots. Dies ermöglicht den Banken natürlich nicht nur entscheidenden Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens nehmen zu können, sondern natürlich bei der Marktmacht und Größe der Unternehmen, wo das Depotstimmrecht ausgeübt wird, auch auf die gesamte Volkswirtschaft. |
Quellen:
Aufsichtsräte und Banken - Eine ausführliche Darlegung der Problematik. Quelle der zitierten Studie
Macht der Banken - Ein Tagungsbericht zum Thema mit weiteren Ausführungen |
Der Aufsichtsrat
Das deutsche Aufsichtsratssystem ist gerade in Verbindung mit dem bestehenden Depotstimmrecht ein Einfallstor für die Machtausübung durch Banken in einer Aktiengesellschaft. Denn durch die Akkumulation der Stimmen durch die Banken können die Banken massiven Einfluss auf die Besetzung des Aufsichtsrates nehmen. Und es kommt häufig dazu, dass Banken Aufsichtsratsmitglieder bestimmen, die ihnen als Hausbank, Kreditgeber oder Anteilseigner des Unternehmens nahe stehen und deshalb nicht im Interesse der Aktionäre abstimmen.
Ebenso hat sich ein Netzwerk von Personen, welche in mehreren Aufsichtsräten sitzen, gebildet, welche auf Grund ihrer persönlichen Verbundenheit zu einem Unternehmen oder aus Gegenseitigkeit das eigentlich intendierte Kontrollsystem »Aufsichtsrat« aus hebeln. |
Quelle:
Aufsichtsräte und Banken - Eine ausführliche Darlegung der Problematik deutscher Aufsichtsräte |
Ringbeteiligungen
Ein Problem der Frage nach der tatsächlichen Macht der Banken stellen die Ringbeteiligungen dar. Hierbei beteiligen sich Aktiengesellschaften wie die Großbanken gegenseitig aneinander und hebeln so eine effektive Unternehmenskontrolle aus. Dieses Phänomen ist z.B. auf Deutschland bezogen als »Deutschland AG« und auf Japan als »Keiretsu« bekannt.
Im Zentrum der »Deutschland AG« stehen etwa die Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück die von den größten deutschen Privatbanken flankiert werden (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Hypovereinsbank, Commerzbank) flankiert werden. Diese Unternehmen halten alle gegenseitig Aktien aneinander sowie an weiteren bedeutenden Unternehmen der deutschen Wirtschaft wie z.B. e.on, BMW, Bayer, Linde, BASF.
Solche Strukturen sind potenziell auch auf der transnationalen Ebene denkbar, gerade weil sie eine effektive Unternehmenskontrolle verhindern und Besitz- und Machtverhältnisse verschleiern und stellen so ein generelles Problem für die Wirtschaftsordnung dar.
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Quelle:
Wikipedia: Deutschland AG
Links:
The Nature of Keiretsu - Ein Artikel über die Logik des japanischen Systems der Ringbeteiligung
Wer die Deutschland AG steuert - Die 50 mächtigsten Männer der deutschen Wirtschaft
Comeback der keiretsu - Neue Chance für Konglomerate
Bilder:
Verflechtung von Banken mit der Industrie
Deutschland AG |
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